„Selber machen“ ist das Motto der Digitalen Transformation

Vielleicht haben Sie heute (10.03.2021) auch von Apples neuen Plänen hinsichtlich der Investitionen in den Standort Deutschland erfahren. Wie z.B. diesem Artikel auf der Webseite des bayerischen Rundfunks zu entnehmen ist, will Apple mehr als eine Milliarde Euro investieren und u.a. München zum Europäischen Zentrum für Chip-Design ausbauen. Neben diesen erfreulichen Ankündigungen für den Standort Deutschland ist aber eine weitere wichtige Botschaft für uns von besonderem Interesse. Ich zitiere aus obigen Artikel:

„Apple hatte früher für seine Produkte wie iPhone, iPad und Mac vor allem Chips von Herstellern wie Qualcomm und Intel bezogen. Der kalifornische Konzern verfolgt aber seit Jahren einen Masterplan, die wichtigsten Halbleiter selbst zu entwerfen.“

Die Einsicht von Managern, wettbewerbsentscheidende wertschöpfende Aktivitäten selbst zu erbringen und nicht erbringen zu lassen, ist ein ganz typischer Trend bei der digitalen Transformation, der branchenübergreifend zu beobachten ist.

Denken Sie beispielsweise an Tesla. Tesla lässt es sich ebenfalls nicht nehmen, soweit es irgendwie möglich ist, sämtliche in ihren Autos verbauten Teile selbst zu produzieren und nur so wenig wie möglich zuliefern zu lassen.

Bei Amazon geht es soweit, dass der Begriff „Standardsoftware“ für das Unternehmen ein Fremdwort zu sein scheint. Sämtliche Software zur Abwicklung ihrer Prozesse stammt selbstverständlich aus dem eigenen Hause. Es ist dadurch sogar ein eigenes neues Standbein entstanden, das uns allen unter dem Begriff „Amazon Web Services“ (AWS) wohlbekannt ist. AWS ist mittlerweile zu einem wichtigen wirtschaftlichen Bestandteil von Amazon geworden.

Last but not least ist Netflix selbst zum Filmproduzenten geworden und streamt nicht mehr nur die Filme etablierter Studios.

Alle diese Beispiele zeigen eines sehr deutlich: Die Firmen streben eine größtmögliche Unabhängigkeit an, um jederzeit das Ruder fest in den Händen halten und bei veränderten Rahmenbedingungen agieren (und nicht nur reagieren) zu können. Denn in unserer schnelllebigen Zeit der digitalen Transformation ist genau das überlebenswichtig: Schnell agieren zu können!

Vor diesem Hintergrund ist es teilweise nur schwer zu verstehen, wie sich unsere einheimischen Unternehmen aktuell verhalten. Gerade bei IT-Themen scheint es ja nur noch einen großen Trend zu geben: Ab in die Cloud! Unternehmen müssen sich aber im Klaren darüber sein, dass sie die Kontrolle über Stamm- und Bewegungsdaten als auch Prozesse an die Cloud-Dienstleister abgeben. Die Abhängigkeit von dem Cloud-Provider ist also immens.

Schnelle Eingriffe sind da nur schwerlich möglich. Eine für mich angesichts der anstehenden Herausforderungen der digitalen Transformation schwer nachvollziehbare Einstellung. Ich kann nur hoffen, dass wenigstens die für ein Unternehmen wettbewerbsentscheidenden Prozesse im eigenen Rechenzentrum verbleiben. Denn nur so kann zumindest in diesem Kerngebiet adäquat gehandelt werden.

Ähnlich trübe sieht es in unserer Automobilindustrie aus: Sie zeichnet sich dadurch aus, relativ wenig selbst zu produzieren, sondern sich die benötigten Teile und Vorprodukte von unzähligen Partnern zuliefern zu lassen. Auch hier ist eine hohe Abhängigkeit von den Zulieferern zu attestieren.

Was wir hier beobachten ist also das genaue Gegenteil von dem, was obige erwiesenermaßen erfolgreiche Unternehmen aktuell tun.

Das sollte unseren Unternehmen zumindest zu denken geben! Ich für meinen Teil kann „nur“ für die IT-Seite Stellung beziehen. Und da lautet die Devise ganz eindeutig: Nur eine handlungsfähige IT sichert das Überleben der Unternehmen auf ihrem Weg in die digitale Transformation. Umso wichtiger ist folglich die Kontrolle über die eigenen Kernprozesse und die Unabhängigkeit von externen Dienstleistern! Derartige Prozesse haben also nichts in der Cloud verloren. Unternehmen sollten sich also sehr gut überlegen, was sie an externe Cloud-Anbieter auslagern und was nicht. Denn wer weiß, welcher Prozess als nächster von einer disruptiven Innovation betroffen sein wird. Dann können Unternehmen nur hoffen, dass es kein Prozess ist, den sie in die Cloud ausgelagert haben…

SAP kauft Signavio

Diese Schlagzeile, die sich gestern (27.01.2021) wie ein Lauffeuer verbreitete (siehe z.B. entsprechende Veröffentlichungen auf den Online-Plattformen vom Manager Magazin, Handelsblatt, CIO oder Business Insider) kann natürlich nicht unkommentiert bleiben. Nachdem ich mich in einem meiner letzten Blogs kritisch zu SAP’s Zukunft geäußert hatte, freut mich diese Ankündigung natürlich umso mehr! Noch zu meiner SAP-Zeit habe ich mich stets für eine enge Zusammenarbeit mit Signavio und sogar für deren Kauf stark gemacht. Umso erfreulicher, dass nun Vollzug gemeldet werden kann. Allerdings waren meine Beweggründe für einen Kauf damals anders motiviert, denn zu der damaligen Zeit war deren BPMN-Modellierungstool einfach herausragend im Vergleich zu anderen Angeboten. Cloudbasiert, sehr intuitiv und einfach zu bedienen und natürlich, ganz wichtig, die vollständige Abdeckung der BPMN-Elemente. Auch heute noch setze ich den Process Manager bevorzugt in der Lehre ein. Ich hoffe, die kostenlose Bereitstellung des Tools für Universitäten und Hochschulen bleibt auch unter der SAP erhalten 😉

Den Presseberichten folgend, steht bei diesem Kauf jedoch ein anderer Beweggrund im Mittelpunkt: Process Mining und Geschäftsprozessoptimierung! Denn auch Signavio konnte der Process-Mining-Versuchung nicht widerstehen und etablierte die Signavio Business Transformation Suite (siehe Signavio-Homepage zur Business Transformation Suite), die sich voll und ganz auf die Optimierung von Geschäftsprozessen durch „Live Insights“ (also der Echtzeit-Anzeige von Unternehmensabläufen) konzentriert. Das ist natürlich ein herber Schlag für Celonis, mit denen SAP bisher im Bereich Process Mining kooperierte. Nach meinem Artikel über Process Mining kennen Sie meine kritische Haltung zu diesem Thema. Dennoch lässt sich natürlich kurz- und mittelfristig darauf ein lukratives Geschäft aufbauen. Genau das, was SAP jetzt benötigt.

Ich jedenfalls freue mich für die SAP und das Team um Signavio-Chef Gero Decker. Jetzt fehlt der SAP eigentlich nur noch eine vernünftige Process Engine, um die mit Signavio modellierten BPMN-Modelle zur Ausführung zu bringen. Aber auch hier gibt es interessante Übernahmekandidaten. Ich hätte da ein paar Vorschläge… 😉

Digitalministerium Bayern: Ein zahnloser Papiertiger

In einer lesenswerten Analyse vom 09.01.2021 überschrieben mit „Analyse: Die Rolle der Digitalministerin in der Corona-Krise“ geht Fr. Vera Cornette vom Bayerischen Rundfunk detailliert auf die Wirkungslosigkeit des Digitalministeriums in Bayern während der Corona-Pandemie ein. Was dort zu lesen ist, muss erschrecken. Zwei Zitate aus dem Artikel, die aufhorchen lassen und keines Kommentars bedürfen:

Zitat 1: „So sehr Gerlach (gemeint ist Judith Gerlach, Chefin des Digitalministeriums – Anm. des Autors) auf Kooperation mit den anderen Ministern angewiesen ist, so sehr stößt sie dabei auf Probleme. Schon kurz nach der Regierungsbildung machten ihr die anderen Minister klar, dass sie Gerlach nicht mit offenen Armen empfangen würden. ‚Das ist mein Ministerium‘, ‚Digitalisierung mache ich selbst‘, ‚es gilt das Ressort-Prinzip‘ – so der Tenor.“

Zitat 2: „Eine Behörde, die Gerlachs Politik umsetzt, hat das Digitalministerium nicht.“

Tatsächlich kann ich diese Analyse aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Ich möchte zu diesem Thema eine kleine Anekdote beisteuern, die das ganze Ausmaß dieser Misere verdeutlicht. Schon zu Beginn der Corona-Pandemie bot ich Hrn. Söder nach seiner Regierungserklärung im April 2020 meine Hilfe zur beschleunigten Digitalisierung von Prozessen an, denn es war bereits zu diesem Zeitpunkt offensichtlich, dass auf diese große Herausforderung schnellstmöglich mit passenden Prozesslösungen reagiert werden musste. Es geschah natürlich nichts. Keine Reaktion. Schließlich kam, was kommen musste: Im August schlug die Corona-Panne in Bayern aufgrund mangelhafter Umsetzung der dazugehörigen Prozesse hohe Wellen. Wie ich in meinem Blog vom 13.08.2020 dazu geschrieben habe, wäre dies sehr wahrscheinlich leicht zu vermeiden gewesen!

Ich ließ mich von diesem Rückschlag allerdings nicht entmutigen und wandte mich an das Staatsministerium für Digitales. Zur Lösung der Herausforderungen, die durch die Pandemie entstanden sind, wollte ich meinen Beitrag leisten. Tatsächlich bekam ich auch einen Termin und in einem kleinen Vortrag präsentierte ich kurz die wesentlichen Ideen des „Prozessgesteuerten Ansatzes“. Er hätte mit Sicherheit zu einer signifikanten Beschleunigung der digitalen Transformation und somit zur Erreichung der angestrebten Ziele des Digitalministeriums beitragen können. Sie als Leser meiner Blogs können aufgrund meiner Formulierung wahrscheinlich schon erahnen, welche Antwort ich letztendlich bekam: Das sei ja alles sehr spannend, aber für die Implementierungs- und Umsetzungsfragen sei man nicht verantwortlich. Man habe auch keine Richtlinienkompetenz. Jedes Ministerium entscheide dies letztendlich für sich. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Wozu dann das Ganze? Muss man das verstehen?

Da frage ich Sie, meine Leserinnen und Leser: Wie soll daraus jemals etwas werden? Wie sollen damit jemals die groß angekündigten 575 Leistungen bis Ende 2022 automatisiert werden, wenn jeder unkoordiniert und ohne Vorgaben sein eigenes Süppchen kocht? Woher soll in der Breite das digitale Know-How herkommen, das für diesen zweifelhaften „Ansatz“ notwendig ist? Wie soll eine übergreifende Zusammenarbeit funktionieren, wenn jeder andere Ansätze wählt? Sieht man denn nicht, wie sich dadurch die Gesamtsituation nur verschlimmern kann? Für mich klingt das nach Chaos pur! Jetzt wäre die Zeit, um die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen und den Weg in die Zukunft aufzuzeigen. Doch das Digitalministerium versagt genau an diesem entscheidenden Punkt auf ganzer Linie! Mir zeigt es aber auch, dass man sich eigentlich nicht helfen lassen will. Denn natürlich gibt es Optionen, man muss sie nur wollen!

Zusammengefasst ist, und das zeigt die angesprochene Analyse von Fr. Cornette sehr deutlich, das Digitalministerium also nichts anderes als ein zahnloser Papiertiger, der nur sinnlos Steuergelder verpulvert. Ärgerlich!

Warum investieren Menschen in Unternehmen, die öffentlich zugeben, dass sie die für die Zukunft wichtige Digitalisierung nicht beherrschen?

Interessieren Sie sich für Börse und das Investment in Aktien? Dann können Sie mir vielleicht weiterhelfen, denn ich frage mich, warum Menschen in Unternehmen investieren, die öffentlich zugeben, dass sie die Digitalisierung nicht beherrschen? Wie ich darauf komme? Das ist relativ einfach und meine Argumentationskette sieht dabei wie folgt aus: An der Börse wird die Zukunft gehandelt, das dürfte unstrittig sein. Die Zukunft aller Unternehmen ist mit Sicherheit daran geknüpft, wie gut Unternehmen für die Digitalisierung gerüstet sind. Ein Kernaspekt der Digitalisierung ist jedoch, wie gut es Unternehmen gelingt, innovative digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln, um neue Märkte, neue Kundengruppen für sich zu gewinnen und um letztendlich Wachstum zu generieren. Was zeichnet also diese neuen digitalen Geschäftsmodelle konkret aus? Sie werden letztendlich durch innovative Prozesse umgesetzt. Die Fähigkeit, die richtigen Prozesse effizient umsetzen, betreiben und an Veränderungen anpassen zu können, wird zukünftig über das Überleben von Unternehmen entscheiden. Darüber habe ich auch auf meiner Webseite schon mehrfach geschrieben, zuletzt in diesem Artikel über das „Innovator’s Dilemma“ und dessen Lösung über den „Prozessgesteuerten Ansatz“.

Selbst klassische Produkthersteller werden nicht umhinkommen, neben hervorragenden Produkten zukünftig auch begleitende Dienstleistungen in Form von Prozessen umzusetzen. Von daher ist es sicherlich nicht zu gewagt zu sagen, dass ein Unternehmen genau dann gut für die Zukunft gerüstet und damit investitionswürdig ist, wenn es seine Prozesse beherrscht. Soweit, denke ich, spricht sicherlich nicht allzu viel gegen diese Argumentationskette.

Nun gibt es aber Unternehmen, die sich tatsächlich öffentlich dazu bekennen, dass sie diesen wichtigen Zukunftsaspekt (die Beherrschung ihrer Prozesse) schon heute nicht erfüllen. Woher soll ich als Investor also dann das Vertrauen nehmen, dass sich dies zukünftig ändern wird? Kurz: Warum sollte ich dann gerade in diese Unternehmen investieren?

Ich kann Ihnen darauf leider auch keine Antwort geben, genau deshalb richte ich meine Frage ja an Sie, weil derartige Investitionen trotz der Kenntnis über diese Unzulänglichkeiten tagtäglich durchgeführt werden!

Einen Punkt habe ich natürlich bewusst offen gelassen, Sie haben es sicherlich gemerkt. Wo geben Unternehmen denn bitteschön öffentlich zu, dass sie ihre Prozesse nicht beherrschen und warum machen sie das überhaupt? Ist es nicht höchst fragwürdig oder sogar geschäftsschädigend, wenn Unternehmen ein derartiges öffentliches Bekenntnis abgeben?

Ich kann Ihnen diesbezüglich nur Recht geben – auch ich verstehe es nicht. Aber dennoch tun sie es – unwissentlich. Sie verpacken diese „geheime Botschaft“ in Form von Erfolgsgeschichten! Der Schlüssel zum Verständnis meiner Schlussfolgerungen hängt mit dem Einsatz sogenannter Process Mining-Software zusammen. Überspitzt ausgedrückt wird Process Mining von Unternehmen genau dann eingesetzt, wenn sie die Kontrolle über ihre Prozesse verloren haben und letztendlich nicht mehr durchblicken. Process Mining kann dann Licht ins Dunkel bringen, indem die Abläufe grafisch aufbereitet werden.

Sie glauben mir nicht? Dann machen wir es konkret: Ich greife dabei auf Siemens als Beispiel zurück. Siemens hat auf der Kundenseite von Celonis, einem der führenden Hersteller von Process Mining-Software, eine solch vermeintliche „Erfolgsgeschichte (Success Story)“ veröffentlicht. Dort heißt es ziemlich unzweideutig: „Bei einer nahezu unendlichen Anzahl von Geschäftsvorgängen sind die Prozesse in einem Unternehmen wie Siemens hochkomplex und wenig transparent.“ Später heißt es dann: „Die Verantwortlichen müssen die Optimierung bewerten, indem sie Transparenz nutzen, die Process Mining geschaffen hat.

Was hier in Marketing-Worten so schön mit „nicht vorhandener Transparenz“ verklausuliert wird, bedeutet letztendlich nichts anderes als Kontrollverlust. Siemens versteht also ihre eigene Prozesswelt und damit eigentlich auch ihr Geschäft nicht so richtig. Eine für mich zumindest mehr als fragwürdige Außendarstellung eines Unternehmens und ich frage mich natürlich auch, warum Unternehmen so etwas tun? Siemens ist ja weiß Gott nicht das einzige Unternehmen, das sich derart zur Schau stellt. Sie können sich einen x-beliebigen Hersteller von Process Mining-Software herausgreifen und sich auf deren Webseite nach Kundenreferenzen umsehen. Sie werden staunen, was sich da so alles entdecken lässt. Um bei Celonis zu bleiben, finden sich auf deren Webseite der Kundenreferenzen so illustre Unternehmen wie Vodafone, Lufthansa, Dell, Campari, MediaMarktSaturn, Deutsche Telekom, Uber, ABB, Zalando usw. usw. Wahrscheinlich liegt die Antwort auf die Frage nach dem „Warum“ in dem Glauben dieser Unternehmen, durch eine derartige Veröffentlichung ihre fortschrittliche Haltung zum Ausdruck bringen zu können. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall: Sie machen deutlich, dass sie eine ganz entscheidende Fähigkeit für einen zukünftigen Erfolg in der Digitalisierung vermissen lassen: Die Beherrschung ihrer Prozesse!

Wir halten also fest:

  1. Der Einsatz von Process Mining zeigt die Unfähigkeit eines Unternehmens, sein Geschäft effizient zu führen und ist ein ernstzunehmendes Alarmsignal.
  2. Der Einsatz zeigt gleichzeitig, wie schlecht das Unternehmen für die digitale Zukunft gerüstet ist! Denn wenn es schon heute seine Prozesse nicht beherrscht, wie soll dies dann in der Zukunft gelingen, wenn ein effizientes Prozessmanagement für die Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle als essenzielle Kernkompetenz über das Überleben eines Unternehmens entscheiden wird?
  3. Last but not least zeigt der Process Mining-Einsatz auch, dass das Unternehmen lediglich an der evolutionären Innovation arbeitet und die für seine Zukunft viel wichtigere disruptive Innovation vernachlässigt (falsche Fokussierung).

Stattdessen sollten Unternehmen überlegen, wie sie den Einsatz von Process Mining vermeiden können! Das ist der Schlüssel für die Zukunft! Und wie das erreicht werden kann, habe ich ausführlich auf meiner Webseite erläutert. Wenn Sie mehr über dieses Thema erfahren wollen, empfehle ich Ihnen meine kritische Auseinandersetzung über den Einsatz von Process Mining in Unternehmen. In dem Artikel erfahren Sie auch, wie sich Unternehmen aus dieser gefährlichen Gemengelage befreien können.

Doch nun zurück zu meinem Ausgangspunkt: Nachdem Sie meine Argumentation gelesen und insbesondere obige drei Punkte berücksichtigt haben, können Sie mir jetzt erklären, warum die Tatsache der ungenügenden Vorbereitung der Unternehmen auf die digitale Zukunft bei Investitionen keine Rolle zu spielen scheint?

Deffner & Zschäpitz kommentieren meinen SAP-Blog

Ich möchte mich einmal ganz herzlich bei meinen Leserinnen und Lesern bedanken! Die vielen positiven Reaktionen zu meinem letzten Blog über den Kurseinbruch bei SAP sowie zu meiner Analyse über die Parallelen von SAP mit Unternehmen, die disruptive Innovationen nicht überlebten, haben mich dann doch sehr überrascht – vielen Dank also für die vielen Zuschriften und Likes 🙂

Ein für mich besonderes Highlight war natürlich der letzte Podcast der beiden WELT-Journalisten Dietmar Deffner und Holger Zschäpitz vom 03.11.2020. Ab Minute 15:08 gehen Sie auf meine Analyse ein. Wenn Sie wissen wollen, was die beiden Wirtschaftsprofis in ihrer unnachahmlichen Art zu diesem Thema zu sagen haben, dann hören Sie doch einfach mal hier in den Podcast rein. Es lohnt sich 😉

Wird SAP Opfer des „Innovator’s Dilemma“?

In einem meiner früheren Blog-Beiträge bin ich ja schon einmal auf das hervorragende Buch von Clayton M. Christensen mit dem Titel „The Innovator’s Dilemma – Warum etablierte Unternehmen den Wettbewerb um bahnbrechende Innovationen verlieren“ [1] eingegangen. Warum ich jetzt nochmals dieses Buch aufgreife, hat mit den jüngsten Ereignissen an der Börse zu tun. Was war passiert? Am Montag, 26.10.2020, gab die SAP ihre Geschäftszahlen bekannt. Gleichzeitig wurde ein Ausblick auf die nächsten Jahre gegeben. Die Reaktionen auf diese Ankündigungen waren allerdings verheerend. In einem Beitrag auf boerse.ard.de heißt es dazu: „Die Aktien des größten europäischen Softwarehauses stürzten am Montag zeitweise um mehr als 22 Prozent abso stark wie zuletzt Anfang 1999. Sie schlossen letztlich bei 97,66 Euro, ein Rückgang um 21,81 Prozent.“

Das ist ein Erdbeben! Während sich in Amerika sämtliche Tech-Unternehmen von Rekord zu Rekord schwingen, muss Deutschlands Vorzeigeunternehmen für Unternehmenssoftware einen herben Rückschlag hinnehmen. Mich interessieren dabei weniger die konkreten Zahlen als das Dilemma, in dem sich SAP befindet. Denn SAP vollzieht gerade einen fundamentalen Wandel vom Verkauf von Lizenzen (altes Geschäftsmodell) zum Mietgeschäft über die Cloud (neues Geschäftsmodell). Die Cloud, also das Bereitstellen der Unternehmenssoftware in den Rechenzentren der SAP, die Vermietung dieser Software an die Kunden und die Verrechnung nach Nutzung bzw. im Abonnement, stellt eine disruptive Innovation ganz im Sinne von Clayton M. Christensen dar.

Es stellt sich also die Frage, ob SAP den Herausforderungen dieser disruptiven Innovation gewachsen ist? Aufgrund der vorliegenden Zahlen liefert das Cloud-Geschäft offensichtlich noch nicht den dafür notwendigen Beitrag. In dem o.g. Artikel heißt es dazu: „…, denn das Cloudgeschäft ist noch immer nicht so profitabel wie die Softwareverkäufe gegen einmalige Lizenzgebühren.“

Obwohl die SAP also seit Jahren über das Cloud-Geschäft spricht und enorme Gelder investiert, scheint der Konzern den Anschluss verloren zu haben. Diese Tendenzen und insbesondere die Aussagen von Finanzvorstand Luka Mucic in einem Welt-Interview haben mich an die fatalen Aussagen von Clayton M. Christensen über Unternehmen erinnert, die den Wandel bei disruptiven Innovationen nicht meistern, ja nicht meistern können. Vergleichen wir also einmal die Aussagen von Christensen über Disruptionen und ihre Auswirkungen auf etablierte Unternehmen mit den uns bekannten Informationen über SAP.

Gleich in der Einführung zu seinem Buch geht Christensen auf die „Logik des Scheiterns“ (S. 6) ein. Sie beruht auf drei Erkenntnissäulen (S. 6-8):

Die erste Säule bezieht sich auf die Unterscheidung zwischen evolutionären und disruptiven Technologien. Laut Christensen führen disruptive Technologien (in unserem Fall das Cloud-Geschäft) zunächst zu schlechteren Produkten. Er schreibt: „Paradoxerweise sind sie es [die disruptiven Technologien – Anm. des Autors], die bislang führende Unternehmen zu Fall bringen. Sie sprechen einen anderen Kundennutzen an. In aller Regel können Produkte, die auf Basis disruptiver Technologien entstehen, nicht mit der Leistungsfähigkeit etablierter Produkte Schritt halten. Dafür haben sie andere Qualitäten. Und gerade deshalb werden sie von einer kleinen Gruppe neuer Kunden geschätzt. Produkte auf der Grundlage disruptiver Technologien sind oftmals billiger, einfacher und nicht selten bequemer.“

Disruptionen beginnen also langsam in einer Nische zu wachsen, die für etablierte Unternehmen völlig uninteressant ist. Kleiner Markt, wenige Kunden, geringe Marge. So können sich neue Unternehmen, die Disruptoren wie im Cloud-Geschäft beispielsweise Salesforce, völlig ungestört entwickeln. Über die Zeit wachsen die disruptiven Lösungen hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit und stoßen Schritt für Schritt in den Leistungsbereich der etablierten Lösungen vor (hier also das SAP-Stammgeschäft). Nach für nach erkennen auch die Kunden des etablierten Unternehmens die Vorteile des Disruptors und schwenken zur Konkurrenz, da der bisherige Platzhirsch keine adäquate Alternative anbieten kann. Genau an diesem Punkt scheint mir die SAP zu sein!

Diese Entwicklung hängt eng mit der zweiten Erkenntnissäule des Scheiterns zusammen, dass nämlich etablierte Unternehmen mit ihren bisherigen Lösungen über das Ziel hinausschießen, ihr Angebot also „overengineeren“. Dazu Christensen:

„Im Bestreben, bessere Produkte als ihre Wettbewerber zu entwickeln und damit höhere Margen zu erzielen, schießen die Unternehmen über das Ziel hinaus. Sie bieten ihren Kunden mehr als sie brauchen und auch mehr als sie dafür zu zahlen bereit sind. Das schafft Raum für disruptive Technologien. Sie liegen zunächst noch weit hinter der Leistungsfähigkeit einer evolutionären Technologie zurück, können aber über die Zeit durchaus volle Wettbewerbsfähigkeit erlangen.“

Ergänzend dazu schreibt Christensen auf S. 17: „Damit tragen sie [also die etablierten Unternehmen – Anm. des Autors] selbst gehörig dazu bei, dass sich unterhalb ihrer Produktleistung ein Vakuum entwickelt, das Raum schafft für einfachere und billigere Produkte. Sie selbst ebnen damit neuen Konkurrenten den Weg, die auf Basis disruptiver Technologien in den Markt eintreten.“

Besser kann man es wahrscheinlich nicht auf den Punkt bringen und trifft auf das Dilemma im Hause SAP vollumfänglich zu. Der für mich allerdings wichtigste Punkt adressiert Christensen in seiner dritten Erkenntnissäule. Er schreibt (S. 8):

„Die dritte Säule unserer ‚Logik des Scheiterns‘ betrifft die Art und Weise, wie etablierte Unternehmen ihre Investitionsentscheidungen treffen. Für diese Unternehmen macht es prima vista wenig Sinn, in disruptive Technologien zu investieren. Das hat drei Gründe: Erstens sind disruptive Produkte einfacher, billiger und lassen eher niedrigere als höhere Margen erwarten. Zum Zweiten finden disruptive Produkte zunächst nur den Weg in unbedeutende Marktsegmente. Und drittens haben die profitablen Stammkunden keine Verwendung für diese Produkte. Eine disruptive Technologie wird – in aller Regel – zunächst von wenig attraktiven Kunden nachgefragt. Unternehmen, die auf ihre wichtigsten Kunden hören, setzen primär auf Innovationen, die hohe Gewinne und Wachstum versprechen. Investitionen in disruptive Technologien lösen die Versprechen nicht ein.“

Ziehen wir jetzt noch die Aussagen von Luka Mucic aus o.a. Interview hinzu, so wird die fatale Situation augenscheinlich. So entgegnet Mucic ab Minute 2:40 des Interviews auf die Frage, warum die SAP nicht früher und konsequenter in das Cloudgeschäft eingestiegen sei: „Jetzt sehen wir allerdings, nachdem die Kunden merken, wie wichtig es ist, rasch durch cloudbasierte Lösungen ihre Geschäftsprozesse simplifizieren und standardisieren zu können und auch eine größere operative Resilienz zu erhalten, dass auch für unsere Kern-ERP-Lösungen die Kunden ganz klar von uns ein vereinfachtes Cloud-Angebot wünschen und in diesen Bedarf wollen wir uns auch hineinlehnen und jetzt tatsächlich fundamental und sehr rasch die Transformation voll und ganz zum Cloudgeschäftsmodell bewerkstelligen.“

Diese Aussagen zeigen sehr schön, wie die disruptive Cloud-Technologie offensichtlich den Reifegrad erreicht hat, um auch das Stammgeschäft der SAP zu gefährden. SAP hat zudem keine passenden Lösungen parat, denn sonst müsste SAP ja wohl kaum verkünden, jetzt vollumfänglich in das Cloudgeschäft einzusteigen. Hier muss man natürlich die naheliegende Frage stellen, warum das erst jetzt geschieht?

Weiter sagt Mucic ab Minute 3:46: „Deswegen ist das [also in das Cloudgeschäft voll und ganz einzusteigen – Anm. des Autors] jetzt der richtige Schritt, sich in die Krise hineinzulehnen und die daraus resultierenden Änderungen im Kaufverhalten zu antizipieren. Wenn wir das zwei, drei Jahre früher gemacht hätten, dann wären wir jetzt vielleicht einen Schritt weiter. Auf der anderen Seite waren damals die Rahmenbedingungen und auch die Kundenpräferenzen in der Tat noch andere.“

Das sind Aussagen für ein ganz typisches Fehlverhalten von etablierten Unternehmen beim Auftreten disruptiver Technologien im Sinne von Christensen: Die starke Abhängigkeit von Kunden und deren Bedürfnissen! Und genau hier liegt das Problem: SAP hat zu sehr auf ihre Kunden gehört und damit den Anschluss im Cloud-Geschäft schlicht verschlafen!

Zusammenfassend können wir festhalten: Die uns vorliegenden Informationen lassen fatale Parallelen zum Scheitern erfolgreicher Unternehmen beim Auftreten disruptiver Technologien erkennen. Adäquate SAP-Cloudlösungen scheint es nicht zu geben und die Zukäufe zum Kaschieren von Lücken bereiten zum Teil eher Probleme als Freude (Luka Mucic spricht beispielsweise selbst Concur an). Der Kurssturz ist aus dieser Sichtweise mehr als nachvollziehbar. Als ehemaliger SAP-Mitarbeiter, der dieses Unternehmen sehr zu schätzen gelernt hat und viele erfreuliche Erinnerungen mit ihm verbindet, tut das richtig weh. Hoffen wir mal, dass die SAP den Turnaround schafft und diese Herausforderung meistern kann. Immerhin hat die SAP eine treue Kundenbasis. Allerdings bedeutet der Wechsel von dem etablierten SAP-Produkt auf Cloudlösungen für die betroffenen Unternehmen einen erheblichen Aufwand und gestaltet sich selbst innerhalb der SAP-Welt wahrscheinlich ähnlich aufwändig, als wenn man gleich zu einem neuen Anbieter wechselt. Wie groß die Treue innerhalb der SAP-Kundenlandschaft sein wird, ist also mitentscheidend, wie gut SAP aus dieser Misere herauskommt. Ich drücke jedenfalls die Daumen und vielleicht kann der „Prozessgesteuerte Ansatz“ ja zur Bewätligung beitragen! 😉

[1] Christensen, Clayton M.: The Innovator’s Dilemma – Warum etablierte Unternehmen den Wettbewerb um bahnbrechende Innovationen verlieren. München: Verlag Franz Vahlen, 2013, ISBN-13: 978-3800637911

Digitalisierung und der „Prozessgesteuerte Ansatz“

Eigentlich sollte es nur ein kurzer Blog über die Digitalisierung und dessen Auswirkungen auf Unternehmen werden. Konkret sollte die Notwendigkeit für Unternehmen herausgearbeitet werden, den Schritt hin zur individuellen Softwareentwicklung zu wagen, um mit Produkten und Dienstleistungen noch erfolgreicher zu werden. Doch dann wurde der Blog immer länger, so dass ich mich schließlich dazu entschloss, ihn in Form eines Artikels auf meiner Webseite zu veröffentlichen.

So ist also ein neuer Artikel entstanden, den ich heute unter dem Titel Systematische/strukturierte Digitalisierung mit dem „Prozessgesteuerten Ansatz“: Ein Plädoyer für die Individualentwicklung im Zeitalter der Digitalisierung veröffentlicht habe. Die wesentlichen Kernbotschaften fasse ich für ganz Ungeduldigen hier gerne zusammen:

  • Digitalisierung bedeutet für Unternehmen den gezielten Einsatz von IT im Kerngeschäft, um im scharfen Wettbewerb besser zu sein als die Konkurrenz und um somit zu gewinnen.
  • Um besser zu sein, müssen Unternehmen neben Innovationen im Kerngeschäft (Produkte, Dienstleistungen) im Zuge der Digitalisierung zunehmend auch im IT-Bereich innovativ sein. Das ist eine der wichtigsten Lehren, die Unternehmen aus der Digitalisierung ziehen müssen.
  • Die bisher erfolgreich eingesetzte Strategie, anfallende Herausforderungen im IT-Bereich durch den Kauf von Standardsoftware zu lösen, fällt für die Individualisierung im Kerngeschäft aus. Standardsoftware wickelt nun mal nur Standardprozesse ab, die sich bereits über Jahre in der jeweiligen Industrie etabliert und bewährt haben. Innovationen für das Kerngeschäft eines Unternehmens sind hier nicht zu erzielen.
  • Wenn Unternehmen im Kerngeschäft durch IT-Einsatz innovativ sein müssen, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen, so gelingt dies folglich nur über Individualentwicklung.
  • Unternehmen müssen sich dabei für die Individualentwicklung auf ihre Kernprozesse fokussieren und verstehen, wie sie sich diese von Standardprozessen unterscheiden.
  • Der Einsatz des „Prozessgesteuerten Ansatzes“ nimmt den Unternehmen Berührungsängste mit der individuellen Softwareentwicklung ab. Der Ansatz hilft auf Basis von Prozessmodellen bei der zielgerichteten Identifikation der Bereiche im Unternehmen, wo eine Digitalisierung lohnt und erlaubt gleichzeitig den sanften Einstieg in die Individualentwicklung aufgrund einer stringent fachlich motivierten Vorgehensweise!

Neugierig geworden? Dann schauen Sie vielleicht doch mal schnell hier vorbei. Ich wünsche jedenfalls viel Spaß bei der Lektüre 🙂

Nicht beherrschte Prozesse: Betrug bei Corona-Hilfen

Die Schlagzeilen machen einen sprachlos! Sie haben es sicherlich auch gelesen: In Berlin begann der erste Prozess (diesmal ein juristischer Prozess 😉 ) wegen Betrügereien rund um die Corona-Soforthilfen (siehe z.B. Artikel in der Süddeutschen oder in der FAZ).

Die FAZ-Autorin Julia Schaaf titel wie folgt: „Eine Art Goldgräberstimmung breitete sich aus. Was sind das für Leute, die ohne existentielle Not Corona-Hilfen beantragt haben?“

Die Verteidigung des Angeklagten argumentiert wie folgt: „Wo es einem allzu leicht gemacht werde, illegal an Geld zu kommen, wiegt die Schuld vielleicht nicht ganz so schwer.“

Man fasst es kaum, wenn man derartige Zeilen liest. Das letzte Zitat bringt es aber auf den Punkt: Schnell zusammengeschusterte Prozesse ohne jegliche Überprüfungen (wie kann es sein, dass nicht existierende Firmen Hilfen bekommen konnten?) laden zum Betrug ein. Es ist abermals ein Beispiel für ein Unternehmen (in diesem Fall die Investitionsbank Berlin (IBB)), das seine Prozesse nicht beherrscht – mit noch nicht absehbaren Folgekosten auch für die Allgemeinheit. Man kann die Ausreden der IBB-Verantwortlichen förmlich schon hören: „Wir standen unter hohem Druck und die Gelder mussten schnell fließen. Wir hatten nicht genügend Zeit… Uns standen nicht genügend Informationen zur Verfügung, usw. usw.“ Man kann nur verzweifeln…

Dr. Robert Mayr (Datev) Interview in den Nürnberger Nachrichten über digitale Prozesse

Am 16. Juni 2020 veröffentlichten die Nürnberger Nachrichten ein bemerkenswertes Interview mit dem Datev-Chef Dr. Robert Mayr. Bereits in der Einleitung zu diesem Interview schreibt F. Holzschuh, Autor des Artikels:

Es hat nicht erst ein neuartiges Coronavirus gebraucht, um die Vorteile von digitalen Arbeitsprozessen zu demonstrieren. Aber spätestens jetzt zeigt sich, wie wichtig etwa automatisierte Prozessketten sind.

F. Holzschuh in „Nürnberger Nachrichten“ vom 16.06.2020, S. 19.

Neben kritischen Äußerungen zur Künstlichen Intelligenz (KI), die ich uneingeschränkt teile und die einen eigenen Blog-Beitrag wert sind, möchte ich hier nun die Antwort zitieren, die Dr. Robert Mayr auf die Frage „Wo sehen Sie die Chancen der Digitalisierung?“ gab. Ich zitiere wörtlich:

Die Coronakrise hat uns diese Chancen gerade sehr deutlich vor Augen geführt. Unternehmen, die digital und flexibel aufgestellt sind, taten sich sehr viel leichter, in den Krisenmodus zu wechseln, ohne an Schlagkraft zu verlieren. Ich hege die starke Hoffnung, dass viele Betriebe diese Erfahrungen auch in den zukünftigen „neuen“ Alltag mit hinübernehmen, etwa, was virtuelle Zusammenarbeit und durchgängige digitale Prozesse angeht. In Zeiten einer zunehmenden Vernetzung kann eine ganze Reihe von Abläufen automatisiert werden. Das betrifft natürlich auch die kaufmännischen Prozesse in Unternehmen. Sie eignen sich – mit relativ überschaubarem Aufwand – ganz hervorragend für den Einstieg in die Digitalisierung. Wenn ich die Daten einmal digital erfasst habe, am Beispiel der kaufmännischen Prozesse notfalls durch das Einscannen von Eingangsbelegen, können ganze Prozessketten damit automatisiert ablaufen. Das geht vom Angebot über die Rechnung bis zur Zahlungsauslösung. Ist dieser Prozess einmal aufgesetzt, bietet er einen riesigen Vorteil im Vergleich zur klassischen analogen Herangehensweise.

Dr. Robert Mayr in „Nürnberger Nachrichten“ vom 16.06.2020, S. 19.

Dem ist, so glaube ich, nichts mehr hinzuzufügen. Besser kann man die Digitalisierung durch Prozesse in so wenigen Worten kaum auf den Punkt bringen! Ob die Datev den „Prozessgesteuerten Ansatz“ einsetzt? Wahrscheinlich nicht. Aber ich frag mal nach. Vielleicht lässt sich ja auch bei der Datev noch etwas optimieren… 😉

Eine Riesenchance für Start-ups: Hinterfragt sämtliche Prozesse!

Ja, was ist denn aktuell los? Eine Schlagzeile jagt die nächste. Diesmal beziehe ich mich einmal mehr auf eine Veröffentlichung von Dr. Daniel Stelter, der am 24.05.2020 einen Podcast mit dem Titel „Schuldentilgungsfonds statt Merkel-Macron-Paket“ publizierte. Als Teil dieses Podcasts geht Dr. Stelter der Frage nach, wie es um die Lage von Start-ups in Deutschland bestellt ist. Dazu interviewt er Fritz Trott, seines Zeichens Geschäftsführer der Zenjob GmbH. Fritz Trott berichtet u.a. darüber, welche Auswirkungen der Lockdown ganz konkret auf seine Personalvermittlungsagentur hat. Es ist geradezu fesselnd ihm dabei zuzuhören, wie mutig er mit seiner Firma die Flucht nach vorne angetreten ist. Von besonderem Interesse natürlich seine Aussagen zu den unglaublichen Gelegenheiten im Prozessbereich, die sich sowohl etablierten Unternehmen als auch Start-ups in der Corona-Krise bieten, denn tatsächlich werden genau jetzt die Weichen für die Zukunft gestellt. Hier ein paar Zitate von Fritz Trott aus dem Podcast zu diesem Thema:

Ab Minute 39:27: „…und gerade was die Digitalisierung angeht, glaube ich, dass das vielleicht schon so bisschen eine Leere ist oder eine Ermutigung ist, halt Prozesse zu erneuern, zu überdenken und zu vereinfachen. … Das halte ich für eine Riesenchance.“

Weiter ab Minute 40:42: „…und da bin ich mir sicher, dass es ein Riesenpotenzial gibt und dass man diese Gunst der Stunde jetzt auch nutzen sollte, so viel wie möglich aufzurollen, zu hinterfragen und zu ersetzen. […] Ich glaube aber, dass es einiges an Prozessen und Verwaltungsakten gibt, die man digitalisieren kann und automatisieren kann und dadurch mehr Zeit hat, sich um die Wesentlichen Sachen zu kümmern.“

Dr. Stelter konstatiert treffend dazu (ab Minute 41:28): „Wir haben hier die Chance, dass wir endlich mal Prozesse, die seit Jahren nicht funktionieren, die seit Jahren nicht angepackt wurden, [anzugehen]. Das finde ich echt ermutigend!“

Fritz Trott schließt mit beeindruckenden Aussagen das Interview ab (ab Minute 42:00): „Wir [als Firma Zenjob] stellen neue Mitarbeiter ein. Wir geben jetzt Vollgas! Und das, glaub ich, ist auch das Richtige zum Thema Digitalisierung. Das ist eine Chance, die kommt so schnell nicht wieder. Jetzt sollte man digitalisieren was das Zeug hält!“

Es ist genau diese Aufbruchstimmung, die wir jetzt so dringend brauchen und die durch Fritz Trott so sympathisch in diesem Podcast vertreten wird. Und wieder einmal mitten drin: Prozesse! Es ist dabei gut zu wissen, dass mit dem „Prozessgesteuerte Ansatz“ ein Verfahren parat steht, um diese Entwicklung bestmöglich zu unterstützen. Er darf in dieser Situation natürlich nicht fehlen… 😉