Rentenkasse: Grundrente-Zahlungen frühestens ab Juli 2021 möglich

Ist Ihnen diese Schlagzeile auch aufgefallen? Sie geisterte am 22.05.2020 durch mehrer Online-Angebote, wie z.B. dieses hier aus dem Online-Auftritt des Handelsblattes. Neben der Überschrift ist bei genauerem Lesen des Artikels folgende Zeile höchst interessant:

Die komplexe gesetzliche Regelung, die komplizierte Zuschlagsberechnung und die aufwendige Einkommensprüfung machen so umfangreiche Anpassungen am IT-Kernsystem erforderlich, dass diese trotz des Einsatzes aller Personalressourcen nicht vor Juli 2021 abgeschlossen werden können

In meinem letzten Blog über Bürokratie und wie man sie mit dem „Prozessgesteuerten Ansatz“ bewältigen kann sind wir ja bereits an dem Thema „komplexe Gesetzgebung“ vorbeigekommen. Offensichtlich ist sie in der Tat allgegenwärtig. Leider wird sich daran so schnell auch nichts ändern. Dennoch spiegeln Gesetze in den meisten Fällen Regelwerke wider. Diese lassen sich im Zusammenspiel mit den daraus abgeleiteten Handlungen in Form von Prozessen wunderbar automatisieren. Soweit kennen Sie meine Argumentation. In dem Zitat kommt aber ein weiterer bemerkenswerter Aspekt zum Vorschein, nämlich die Rolle der existierenden IT-Systeme, hier mit „IT-Kernsystem“ bezeichnet. Sie müssen als Begründung für die nicht unerhebliche Verzögerung bis Juli 2021 herhalten und damit auch indirekt das IT-Personal, das sich für diese Systeme verantwortlich zeichnet.

Leider ist diese Begründung nur zu typisch und reflektiert den Zustand von IT-Landschaften in Behörden und Unternehmen, die über viele Jahre gewachsen sind und einer schnellen Anpassung an wechselnde Gegebenheiten (sei es durch die Gesetzgebung oder durch ein neues Marktumfeld) im Wege stehen. Ich finde es zudem unfair, alles der IT und damit indirekt den IT-Mitarbeitern in die Schuhe zu schieben. Es ist, wie so oft im Leben, eine einfache Lösung. Ach ja, die IT, na klar. Versteht ja jeder!

Genau aus diesem Grund habe ich bei der Entwicklung der prozessgesteuerten Architektur, die Teil des „Prozessgesteuerten Ansatzes“ ist, auf schnelle Anpassbarkeit bei entsprechenden Anforderungen geachtet. Damit verfolgt die Architektur das Ziel, den IT-Abteilungen die notwendige Flexibilität und Reaktionsfähigkeit bei Änderungsanforderungen zu geben. Sie halten das Heft des Handelns somit wieder in ihren eigenen Händen und müssen nicht länger als fadenscheinige Ausreden für Projektverzögerungen herhalten.

Aber es ist nie zu spät: Die IT-Kollegen bei der Rentenkasse könnten auch jetzt noch auf den „Prozessgesteuerten Ansatz“ setzen und so in der Zukunft von den Vorteilen des Ansatzes profitieren. Der Einstieg ist jederzeit möglich!

Bürokratie bewältigen mit dem „Prozessgesteuerten Ansatz“

Auf der Webseite beyond the obvious betreibt Dr. Daniel Stelter eine höchst informative Wirtschaftsseite mit fundierten Analysen zur aktuellen Wirtschaftslage und verständlichen Einblicken in ökonomische Zusammenhänge. Dort ist u.a. auch mein Beitrag über Produktivitätssteigerungen durch den prozessgesteuerten Ansatz veröffentlicht worden. Weniger bekannt ist hingegen der Podcast von Dr. Daniel Stelter, der nicht minder interessant ist. In meinem heutigen Blog möchte ich auf den Podcast vom 26.03.2020 zurückkommen, in dem Dr. Stelter das bedingungslose Grundeinkommen beleuchtet. Ich möchte weniger auf das bedingungslose Grundeinkommen an sich, sondern auf die am Ende des Podcasts angesprochene überbordende Bürokratie eingehen. Ab Minute 24:12 des Podcasts beklagt Dr. Stelter:

„Wir haben es zu tun mit einer enorm ineffizienten Verwaltung. Und das ist übrigens nicht deshalb so, weil die Leute dort faul sind, sondern das ist vor allem deshalb so, weil die Regierungen viel zu komplizierte Gesetze geschaffen haben. Das heißt, wir brauchen eine dringende Simplifizierung der Gesetze und dann sparen wir entsprechende Ressourcen bei der Umverteilung.“

Dr. Daniel Stelter

Hr. Dr. Stelter legt den Finger völlig zu Recht in die Wunde: Wir haben es an nahezu allen Ecken und Enden mit einer Überbürokratisierung zu tun. Das gilt wieder einmal branchenübergreifend. Ich möchte dennoch Behörden, Krankenkassen, Versicherungen und Banken (wir denken an die starke Regulierung nach der Finanzkrise) stellvertretend hervorheben. Beispiele brauche ich Ihnen wohl kaum zu nennen, sind wir doch alltäglich mit den Ineffizienzen konfrontiert. Soweit ist die Analyse zutreffend. Allerdings verwundert mich die Schlussfolgerung. Dr. Stelter fordert eine „dringende Simplifizierung der Gesetze“ um „Ressourcen bei der Umverteilung zu sparen“.

Natürlich kann man eine Simplifizierung der Gesetze fordern, nur wie realistisch ist das? Ich darf hier nur an die Vereinfachung der Steuererklärung erinnern, die damals von Prof. Kirchhof gefordert und der im Anschluss schonungslos von den Mühlen der Politik zerlegt wurde. Plakativer kann man nicht vor Augen geführt bekommen, wie sinnlos meiner Meinung nach derartige Forderungen sind. Die Gesetze sind so, wie sie sind und wir werden daran nichts ändern können, schon gar nicht schnell. Im Gegenteil: Es kommen ständig neue Gesetze hinzu bzw. bestehende Gesetze werden geändert. Die Lage verkompliziert sich gerade in der aktuellen Krise nahezu stündlich. Umso wichtiger ist daher eine effiziente Umsetzung der durch die Gesetze geforderten Prozessänderungen, womit wir wieder beim Prozessthema wären. Statt also zu jammern oder unrealistische Forderungen zu stellen, müssen wir nach machbaren Alternativen suchen, die uns jetzt sofort helfen und die es ja auch gibt: Der „Prozessgesteuerte Ansatz“! So sind beispielsweise sämtliche behördlichen Entscheidungsprozesse nach festen Regeln vorgegeben (nämlich nach den Gesetzen), heißt also, sie lassen sich zu einem erheblichen Grad voll automatisieren. Wir benötigen also Mechanismen, diese Gesetze effizient umzusetzen und genau das liefert der „Prozessgesteuerte Ansatz“.

Ergänzung (24.05.2020)

Dr. Stelter greift das Thema „Komplizierte Gesetzgebung“ in seinem Blog „Der Corona-Schock – die große Chance für Deutschland“ vom 23.05.2020 erneut auf. In seinen Empfehlungen, wie die Krise nach Corona zu bewältigen ist, stellt er ein 10-Punkte-Programm auf. Unter Punkt 7 „Effizienz“ ist Folgendes zu finden:

Die Verwaltungsausgaben für den Sozialstaat sind seit 1970 um 40 Prozent schneller als das BIP gestiegen. Immer mehr Menschen sind damit beschäftigt, die Umverteilung zu organisieren. Ursache dürften die immer komplizierteren Gesetze sein. Wir brauchen ein Programm zur Reduktion von Komplexität und zur Effizienzsteigerung unserer öffentlichen Verwaltung. Die Potenziale sind groß und sollten genutzt werden.

Dr. Daniel Stelter

Immerhin ist diesmal die Effizienzsteigerung als neue Option hinzugekommen. Da Sie meine Einschätzung zur Reduktion von Komplexität aufgrund meiner obigen Ausführungen bereits kennen, bleibt als finale Lösung letztendlich nur die Effizienzsteigerung. In diesem Punkt stimme ich Dr. Stelter vollkommen zu. Ebenso mit seiner Einschätzung hinsichtlich der Potenziale – sie sind in der Tat gigantisch! Geht man bei der Implementierung dann auch noch prozessgesteuert vor, besteht eine realistische Chance zu einer zeitnahen Umsetzung.

Firmen überdenken Lieferketten wegen Corona-Krise

Nachdem zunehmend die Beschränkungen aufgrund der Corona-Krise aufgehoben werden, stellt sich die Frage, wie schnell sich die Wirtschaft wieder erholen wird. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Lieferketten. Erst gestern wieder bin ich über einen Artikel auf der Online-Plattform der ARD gestolpert, aus dem ich hier zitiere:

Auch viele Firmen dürften ihre Lieferketten neu überdenken und zu einer großzügigeren Lagerhaltung übergehen. Die steigenden Kosten würden über kurz oder lang an die Verbraucher weitergereicht.

Sucht man beispielsweise im Internet mit dem Suchbegriff „Corona-Krise Lieferketten“, so findet man unzählige Quellen, die auf vielfältige Probleme mit Bezug auf die Lieferketten hinweisen. Ein Trend scheint dabei unübersehbar: eine Deglobalisierung und die Rückverlagerung der Produktion nach Deutschland, wie dies in dem Artikel „Lieferketten – Wie die Corona-Krise die Deglobalisierung beschleunigt“ und einer dazu passenden Sendung in Plusminus auf daserste.de attestiert wird.

Sowohl in dem Artikel als auch in der Sendung finden sich wieder eine Vielzahl an Anknüpfpunkte für den „Prozessgesteuerten Ansatz“. Denn natürlich geht es um Schnelligkeit, in der dieser Wandel vollzogen werden muss und um Flexibilität. Damit einher gehen selbstverständlich Prozessänderungen und ich hoffe für die betroffenen Unternehmen, dass deren jeweilige IT-Abteilungen mit einer geeigneten Softwarearchitektur auf diesen Wandel vorbereitet sind und entsprechend schnell unterstützen können. Mit dem „Prozessgesteuerten Ansatz“ wäre diese Herausforderung zumindest kein Problem.