10 Irrtümer der digitalen Transformation

Am Wochenende war es mal wieder soweit: Ein neuer Podcast mit dem Titel „10 Gründe, warum Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation in einer Sackgasse landen“ wurde auf der Plattform „The State of Process Automation“ von Christoph Pacher veröffentlicht.

Darin räume ich nicht nur mit ein paar Mythen zu Process Mining, Robotic Process Automation oder Microservices auf, sondern gebe auch eine Einschätzung zu einer idealen Low-Code-Plattform ab. Darüber hinaus möchte ich nicht nur die Finger in die Wunden legen, sondern auch einen Weg aus den vielen Sackgassen aufzeigen.

Meine persönliche Highlight-Liste der Anhaltspunkte, anhand derer man erkennen kann, dass man bei der digitalen Transformation auf dem Holzweg ist, liest sich dabei wie folgt:

  1. Ihr setzt BPMN nicht oder falsch ein
  2. Ihr setzt keine BPMN-basierte Process Engine ein oder ihr setzt sie falsch ein
  3. Ihr programmiert Eure Prozesse
  4. Ihr kauft Software zur Lösung von Problemen
  5. Ihr setzt Robotic Process Automation (RPA) ein und plant dessen Rückbau nicht ein
  6. Ihr nutzt Ereignisse zur Verknüpfung von Microservices zu Prozessen
  7. Ihr setzt die (falsche) No-Code/Low-Code-Plattformen ein (im Gegensatz zum Einsatz einer Infrastrukturkomponente)
  8. Ihr setzt auf Citizen Developer als Lösung des IT-Fachkräftemangels
  9. Ihr setzt Process Mining ein
  10. Bei Personal-Fluktuation (z.B. Entwickler, SW-Architekt) verschwindet das Wissen mit und lässt sich nicht sofort ersetzen

Wichtig: Es handelt sich NICHT um eine Liste für die Digitalisierung, sondern um die Liste für die digitale Transformation. Den Unterschied habe ich ja in einem Artikel auf dieser Webseite schon erklärt. In der Podcast-Folge gehe ich zudem auf einen weiteren Anhaltspunkt ein, der hier aber nicht veröffentlicht werden soll. Hört daher in den Podcast rein, den Ihr hier (Folge 65) finden könnt.

Viel Spaß beim Anhören!

SAP verkündet generelle Verfügbarkeit von SAP Process Automation

In meinem Blog-Beitrag vom 22.10.2021 bin ich bereits auf interessante Entwicklungen im Prozessumfeld eingegangen: ServiceNow und Celonis hatten kurz zuvor Ihre Partnerschaft angekündigt und die offensichtliche Frage nach der Reaktion der SAP wird nun konkreter: SAP folgt der „Wir auch“-Strategie.

Was meine ich damit? In meinem damaligen Blog-Beitrag hatte ich neben der Kooperation von Process Mining-Anbietern mit Software-Lösungsanbietern auch den Trend hin zu No-Code-/Low-Code-Plattformen thematisiert. Was ich von derartigen Plattformen halte ist seit meinem Moral Hazard-Artikel kein Geheimnis mehr (Meine Devise lautet eher: Produktivitätssteigerung mit Verstand (z.B. PiDiArtify), nicht mit Tools).

Wie auch immer: Mit ihrer Ankündigung der generellen Verfügbarkeit von  SAP Process Automation vom 14.02.2022 offenbart die SAP ihre Antwort auf den offensichtlichen ServiceNow-Angriff: Wir machen das auch! Soll heißen, dass SAP nun ebenfalls mit No-Code wirbt und eine einfache, Nicht-BPMN-basierte Modellierungsumgebung für Prozesse zur Verfügung stellt. Damit setzt sie konsequent die während der SAP TechEd-Keynote vorgegebene Marschrichtung fort. In meinem Blog-Artikel vom 18.01.2022 hatte ich mich bereits kritisch mit dieser Präsentation und Strategie auseinandergesetzt.

In der Ankündigung von SAP Process Automation heißt es zudem unmissverständlich: „We recommend existing SAP Workflow Management or SAP Intelligent Robotic Process Automation customers to move to SAP Process Automation.“

Übersetzt: „Kunden, die bereits SAP Workflow Management oder SAP Intelligent Robotic Process Automation einsetzen, empfehlen wir den Wechsel zu SAP Process Automation.“

Dazu muss man wissen, dass SAP Workflow Management die auf BPMN-basierende Prozesslösung zur Modellierung von Abläufen ist. Für mich bedeutet diese Empfehlung eindeutig die Abkehr der SAP von BPMN. Diesen Schritt bedauere ich sehr!

Auf meine konkrete Nachfrage auf LinkedIn bekam ich seitens des Produktmanagements nur eine ausweichende Antwort: Ja, man kann weiterhin mit SAP Workflow Abläufe entwickeln und deployen. Aber auf meine erneut gestellte konkrete Frage, ob SAP Workflow auch weiterentwickelt werde und eine Zukunft hätte, kam keine Rückmeldung mehr. Für mich bedeutet dies: SAP springt auf den No-Code-/Low-Code-Zug auf und folgt damit einmal mehr einem dieser für die IT typischen Modetrends. Ich persönlich finde diese Entwicklung sehr bedenklich.

PiDiArtify – Die bessere Alternative zu aktuellen Trends in der Digitalisierung bzw. digitalen Transformation

Wer meine Blog-Beiträge und Artikel gelesen hat, weiß um meine Kritik an einigen aktuellen Entwicklungen in der Digitalisierung bzw. digitalen Transformation (zum Unterschied zwischen Digitalisierung und digitalen Transformation siehe meinen Artikel hier). Die Hauptkritikpunkte habe ich in meinem Moral Hazard-Artikel zusammengefasst. Und wenn man denkt, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, tritt genau das ein. Auslöser für diesen Blog-Beitrag und meiner Entscheidung, mich mit Entschiedenheit von einigen neuen Trends der Digitalisierung/digitalen Transformation zu distanzieren, war die Keynote von SAP CTO und Mitglied des Vorstands der SAP SE Jürgen Müller anlässlich der SAP TechEd 2021, die man sich hier auch nochmal in Ruhe ansehen kann.

Nun sind No-Code- bzw. Low-Code-Plattformen wahrlich nichts Neues. Doch die Meinung und Aussage von Hrn. Müller ab Minute 36:46 nach der Demo zu SAP‘s neuer No-Code-Plattform SAP AppGyver kann ich so weder teilen noch gutheißen. Ich zitiere wörtlich:

„Actually I hope that some of this can remove some of the inequality in the world we talked earlier about. Just think about it: SAP alone has more than 230 million end users of our cloud applications. And there are a lot more when you include our on-premise systems. And now imagine that we can show all those end users a path to becoming a citizen developer. I’m already looking forward to seeing someone, may be an hourly worker, and she or he extends an SAP-system, for example with SAP AppGyver. This can unlock a new order of magnitude of value creation: for that individual person, of course, but also for society as a whole. And that actually can help closing the skill gap we have, too.“

Frei übersetzt (mit Unterstützung von DeepL):

“Ich hoffe sogar, dass dadurch ein Teil der Ungleichheit in der Welt, über die wir vorhin gesprochen haben, beseitigt werden kann. Denken Sie einfach mal darüber nach: Allein bei SAP gibt es mehr als 230 Millionen Endnutzer unserer Cloud-Anwendungen. Und es sind noch viel mehr, wenn Sie unsere On-Premise-Systeme mit einbeziehen. Und nun stellen Sie sich vor, dass wir all diesen Endnutzern den Weg zum Citizen Developer zeigen können. Ich freue mich schon darauf, wenn ich jemanden sehe, vielleicht einen Stundenarbeiter, der ein SAP-System erweitert, zum Beispiel mit SAP AppGyver. Das kann eine neue Größenordnung der Wertschöpfung freisetzen: für die einzelne Person natürlich, aber auch für die Gesellschaft als Ganzes. Und das kann tatsächlich auch dazu beitragen, die Qualifikationslücke zu schließen, die wir haben.”

Genau das, was hier angedeutet wird, verstehe ich NICHT unter Digitalisierung und digitaler Transformation. Es ist für mich tatsächlich das genaue Gegenteil!

Konkret: Sollten die Endnutzer nun, wie vorgeschlagen, in wirklich signifikanter Zahl anfangen, Erweiterungen zu ihren geschäftskritischen Anwendungen zu bauen, so ist dies der wahrgewordene Albtraum jeder IT-Abteilung! Eine unüberschaubare Zahl von Kleinstanwendungen mit Zugriff auf hochkritische Backend-Systeme – unvorstellbar. Unzählige ungelöste Fragen in Bezug auf Sicherheit, Last, Performance, Stabilität, Wartbarkeit, Abhängigkeiten zwischen Systemen, usw.

Sicherlich ist es wünschenswert, die Fachexperten mehr in die Ausgestaltung der Geschäftsprozesse mit einzubinden, Agilität ist ebenfalls sehr wichtig, ABER: Dieser Ansatz dazu kann es nun wirklich nicht sein! Und dass damit die Qualifikationslücke geschlossen werden soll, halte ich für Wunschdenken. Im Gegenteil: Es werden mehr IT-Fachkräfte benötigt, um diesen Wildwuchs später kontrollieren zu können. Hier wird in den Unternehmen eine tickende Zeitbombe scharf geschaltet, die in der völligen IT-Handlungsunfähigkeit münden kann. Genau das können sich Unternehmen aktuell in der Digitalisierung bzw. digitalen Transformation nicht leisten!

Kritik muss immer sachlich sein und vor allem sollte man eine bessere Alternative anbieten können. Mein Gegenvorschlag liegt in einer qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Umsetzung von fachlich-getriebenen Geschäftsinnovationen. Diesen Weg zur digitalen Selbstbestimmung und einer neuen Transformation habe ich mittlerweile in unzähligen Büchern, Artikeln, Blog-Beiträgen und auch Online-Seminaren veröffentlicht. Und damit jeder diese Methodik erkennen und zuordnen kann, haben wir ihr einen Namen gegeben: PiDiArtify!

Ich möchte an dieser Stelle auf die neu gegründete, zugehörige PiDiArtify-Initiative hinweisen, in der wir, neben meinen Artikeln und Blog-Beiträgen, über PiDiArtify berichten und unsere Vorstellungen dieser neuen Qualität erklären werden. “Wir” bedeutet in diesem Zusammenhang meine Partner und ich bei 730pm, unserem neu gegründeten Unternehmen mit einer klaren Mission: Hilfe zur Selbsthilfe bei der neuen digitalen Transformation mit PiDiArtify.

Wir suchen Gleichgesinnte, die sich mit den Zielen von PiDiArtify identifizieren können und die zugrundeliegenden Ideen für eine bessere und nachhaltigere digitale Transformation auch weiterverbreiten möchten. Das erste Treffen der Initiative findet online am 28.01.2022 um 15:30 Uhr statt. Zur Teilnahme genügt die Anmeldung zum Newsletter der Initiative unter https://www.pidiartify.de/newsletter/. Ich freue mich auf Ihre Mitarbeit!

Neuer Podcast zum „Prozessgesteuerten Ansatz“

Letzten Samstag (17.07.2021) konnte ich ein wenig mit Markus Herhoffer und Lucas Rott von der exentra GmbH über den „Prozessgesteuerten Ansatz“ fachsimpeln. Die Diskussion wurde mitgeschnitten und liegt mittlerweile als Podcast vor. Unter diesem Link könnt Ihr gerne mal reinhören. In einer kurzweiligen Diskussion streifen wir die wichtigsten Aspekte des „Prozessgesteuerten Ansatzes“. Natürlich ist auch meine neue Initiative „PiDiArtify“ ein Thema und wie der „Prozessgesteuerte Ansatz“ in einer weltweit einzigartigen Form an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) gelehrt wird.

Noch ein kleiner Hinweis: Der Podcast beginnt mit einigen News aus der IT-Welt. Ab Minute 18 beginnt dann unsere Diskussion. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Anhören!

Podcast über Prozessmanagement, PDA und PiDiArtify

14 Tage nach Start der PiDiArtify-Initiative hatte ich in dem Podcast WinDig erstmalig Gelegenheit, über die Hintergründe meiner Initiative zu sprechen. Darüber hinaus ging es in dem Gespräch aber auch um Prozessmanagement im Allgemeinen, um die Prozessautomatisierung, (natürlich) um den Prozessgesteuerten Ansatz und um die Frage, wie die Prozessautomatisierung wohl am besten zu bewerkstelligen sei. Abgerundet wird die Folge mit meiner Einschätzung zu Process Mining und den durchaus negativen Auswirkungen der Prozessautomatisierung auf die Belegschaft eines Unternehmens. Abrufbar ist diese Folge mit dem Titel „Geschäftsprozesse: What’s Next?“ auf den Plattformen von Spotify und PodBean unter folgenden Links:

Spotify: https://open.spotify.com/episode/65BMjPNjUSgKC6AVAI60d6?si=QY5s5JqmTpGR9tXKjYRufw&dl_branch=1

PodBean: https://windig.podbean.com/e/windig_-11-geschaftsprozesse-whats-next/

Ich wünsche viel Spaß beim Anhören!

PiDiArtify-Initiative gestartet

Es ist mir eine Freude, heute eine ganz besondere Initiative ankündigen zu dürfen. Unter „PiDiArtify – die Kunst der methodischen Prozessautomatisierung“ möchte ich meinen Beitrag zu einer nachhaltigen digitalen Transformation von Unternehmen durch Einsatz des Prozessgesteuerten Ansatzes leisten!

Ziel der PiDiArtify-Initiative ist der Aufbau einer Community zum Austausch von Wissen und Erfahrungen zum Einsatz des Prozessgesteuerten Ansatzes in Unternehmen. Dadurch wird eine schnellere Verbreitung des Ansatzes angestrebt und Unternehmen die Chance gegeben, in diesen stürmischen Zeiten der digitalen Transformation zu bestehen und Geschäftsmodelle auf ein neues Niveau zu heben.

Insbesondere Startups eröffnet die Initiative Möglichkeiten, ihre Prozessanwendungen von Beginn an auf ein qualitativ hochwertiges Fundament zu stellen.

Weitere Details zu den Hintergründen und Zielen der Initiative sowie zur kostenlosen Teilnahme sind auf meiner Webseite unter https://volkerstiehl.de/pidiartify zu finden.

Ich hoffe auf eine breite Unterstützung! Auch wenn es sonst nicht meine Art ist, so bitte ich Sie diesmal darum, diese Ankündigung mit so vielen Ihrer Kontakte wie möglich zu teilen.

Vielen Dank schon jetzt für Ihre Unterstützung!