Eines meiner Lieblingszitate stammt von Commerzbank-CEO Martin Zielke. In meinem Artikel über den „Prozessgesteuerten Ansatz“ habe ich es bereits kurz erwähnt, möchte es an dieser Stelle aber noch einmal aufgreifen:
Kunden erwarten von ihrer Bank zunehmend mehr Geschwindigkeit. Dafür müssen wir die im Hintergrund laufenden Prozesse verändern. Das ist der eigentliche Umbruch in der Branche. Es sind mehrere Tausend Prozesse, die wir weitgehend automatisieren müssen.
Dieses Zitat kann auf der Commerzbank-Webseite nachgelesen werden. Diese Worte sind für mich der Inbegriff der Digitalisierung und gelten so branchenübergreifend für alle Unternehmen. Sie dokumentieren auch sehr schön das gesamte Ausmaß der Digitalisierung, denn er spricht nicht von zehn oder hundert Prozesse. Nein, er spricht von mehreren Tausend Prozessen. Fürwahr eine Herkulesaufgabe. Ich frage mich nur, wie die Commerzbank das schaffen will? Sie können es sich sicherlich schon denken: Vielleicht sollte es die Commerzbank mal mit dem „Prozessgesteuerten Ansatz“ probieren, damit sie überhaupt eine Chance hat.
Dazu passt eine Meldung von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, die ich heute auf der Reuters-Webseite fand:
Damit die Deutsche Bank ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht verliere, sei neben einer strikten Kostendisziplin der Ausbau von Technologie wichtig, sagte Sewing. “Digitalisierung ist die neue Währung, sie ist die Basis, die über Erfolg und Misserfolg entscheidet.” Bis 2022 will die Bank für die Weiterentwicklung der als marode geltenden IT-Systeme 13 Milliarden Euro in die Hand nehmen.
Wieder sind wir mitten drin im Sturm der Digitalisierung und deren verheerenden Auswirkungen. Ich wundere mich schon ein wenig über den Zeitpunkt derartiger Einsichten. Das Zitat von Martin Zielke stammte immerhin vom 01.09.2016 (was ich persönlich auch schon reichlich spät fand). Aber derartige Aussagen heute, fast vier Jahre später zu treffen, klingt schon fast nach Satire.
Mich würde auch interessieren, was unter „Weiterentwicklung der als marode geltenden IT-Systeme“ zu verstehen ist. Sind sie nun marode oder nicht? Will man noch mehr Geld in diese maroden Systeme versenken oder nicht? Mit dem „Prozessgesteuerten Ansatz“ könnten die Banken neue, innovative Prozesse sofort umsetzen und dabei gleichzeitig Schritt für Schritt die Altsysteme austauschen. Das klingt nach einem Plan, der vernünftig ist! Die Fintechs zeigen bereits, wie moderne schlanke Prozesse aussehen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.